ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung) ist eine psychische Erkrankung, die nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene betreffen kann. ADHS bei Erwachsenen zeigt sich nicht durch Zappeln, sondern durch Unordnung im Denken. Du bist nicht unorganisiert. Dein Gehirn arbeitet einfach anders – das bringt Vorteile. Eine andere Annahme ist der Vergleich mit „Faulheit“. Was, wenn Faulheit in Wahrheit ADHS ist – und es jahrelang übersehen wurde? Lange Zeit wurde ADHS als reine Kinderkrankheit angesehen, doch inzwischen weiß man, dass die Symptome bei vielen Betroffenen auch im Erwachsenenalter vorkommen. In diesem Artikel informieren wir über alles Wichtige von ADHS bei Erwachsenen – von den Ursachen über typische Symptome bis hin zu Diagnose und möglichen Behandlungen.
Autor: Thomas W. Frick (LinkedIn-Profil / Xing-Profil)
Was ist ADHS bei Erwachsenen? Symptome, Ursachen und Behandlung
Die Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung (ADHS) definiert eine neurobiologische Störung, die sich in Probleme mit der Aufmerksamkeit, Hyperaktivität oder Impulsivität äußern. Der Unterschied zu ADHS bei Kindern, lässt sich für Erwachsene wie folgt beschreiben:
- Anstatt die bei Kindern klar zu erkennende Hyperaktivität äußer sich ADHS bei Erwachsenen mehr durch innere Unruhe.
— - Besonders zeigt sich im Erwachsenenalter ADHS durch Konzentrationsprobleme und fehlender Organisation (Chaos im Kopf).
— - Eine emotionale Instabilität führt häufig zu Stimmungsschwankungen.
Schätzungen: 60% der betroffenen Kinder, mit ADHS, behalten diese Symptome bis ins Erwachsenenalter. Die Prävalenz von ADHS bei Erwachsenen liegt bei etwa 2-5%. Oft kommt ie Diagnose erst im Erwachsenenalter, nach jahrelangem Unwissen über das potenziell vorhandene Krankheitsbild.
Was sind die Ursachen von ADHS bei Erwachsenen?
Wissenschaftler gehen von einem Zusammenspiel verschiedener Faktoren aus, wobei die Ursachen noch nicht vollständig geklärt sind.
- ADHS tritt familiär gehäuft, sprich genetisch auf. Hat ein Elternteil ADHS, ist das Risiko für die Kinder um das 5-fache erhöht. Zwillingsstudien zeigen eine hohe Erblichkeit.
— - Bei ADHS liegt eine Störung im Dopamin-Stoffwechsel vor. Dopamin ist ein wichtiger Botenstoff für Aufmerksamkeit und Impulskontrolle. Unterschiede in bestimmten Hirnregionen wurden nachgewiesen.
— - Komplikationen in der Schwangerschaft, niedriges Geburtsgewicht, Alkohol- oder Nikotinkonsum der Mutter oder frühe Vernachlässigung erhöhen das Risiko.
Tendenz: Die Forschung geht davon aus, dass genetische und neurobiologische Faktoren die Hauptrolle spielen. Umwelteinflüsse können den Verlauf aber beeinflussen.
Was sind Symptome und Anzeichen von ADHS bei Erwachsenen?
Unaufmerksamkeit, Impulsivität und Hyperaktivität sind die Hauptkategorien von ADHS im Erwachsenenalter, die wir wie folgt herunterbrechen möchten:
Was sind Beispiele für Aufmerksamkeitsstörungen?
- Sich längere Zeit nicht konzentrieren zu können.
- Häufige Ablenkungen.
- Regelmäßiges Vergessen von Terminen oder Routine-Aufgaben.
- Aufgaben nur schwer oder nicht zu Ende bringen zu können.
- Verlust und Vergesslichkeit von wichtiger Dinge.
Wie macht sich Hyperaktivität bemerkbar?
- Durch Rastlosigkeit und innerer Unruhe.
- Nicht Ruhig sitzen bleiben zu können.
- Extremer Bewegungsdrang, z.B. zu viel Sport ohne Regenerierungspausen.
- Zu hoher Redebedarf.
Was versteht man unter Impulsivität?
- Ohne Nachdenken vorschnell Entscheidungen treffen und Konsequenzen nicht berücksichtigen.
- Ungeduldig sein.
- Mit der Erwartungshaltung, Schwierigkeiten zu bekommen, etwas neues anzugehen.
- Emotionale Überreaktionen oder Ausbrüche.
- Gesprächspartner permanent ins Wort zu fallen und zu unterbrechen.
Was könnten zusätzliche ADHS-Probleme als Erwachsener sein?
- Chaos im Alltag (Chaos im Alltag).
- Mangelndes Selbst- und Zeitmanagement.
- Probleme, Prioritäten zu setzen.
- Mangelndes Selbstwertgefühl.
- Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen.
Hinweis: Die Ausprägung der Symptome kann je Person sehr unterschiedlich sein. Nicht alle ADHS-Erwachsenen zeigen durchgängig alle Symptome.
Was sind ADHS-Subtypen?
Es wird in folgende drei ADHS-Subtypen unterschieden:
- Der Kombinierter ADHS-Subtyp hat drei Kernsymptome und die Unaufmerksamkeit, Hyperaktivität, Impulsivität, sind ungefähr gleich ausgeprägt. Diesen Subtyp gibt es am häufigsten.
— - Der vorwiegend unaufmerksamer Typ kämpft mit Konzentrationsprobleme und seiner Desorganisation. Die Hyperaktivität und Impulsivität sind gering ausgeprägt.
— - Der vorwiegend hyperaktiv-impulsiver Typ fällt durch seine Hyperaktivität und Impulsivität auf, während die Aufmerksamkeitsprobleme gering sind.
Hinweis: Beim vorwiegend unaufmerksamen Typ wird ADHS meistens spät erkannt. Der Subtyp kann sich jedoch im Laufe der Zeit ändern.
Wie wird ADHS bei Erwachsenen diagnostiziert?
Eine nachhaltige Diagnose benötigt eine umfassende Untersuchung durch Fachärzte oder Psychotherapeuten. In der Regel sieht diese dann wie folgt aus:
- Umfangreiche Anamnese.
- Analyse der Symptome.
- Rückblick in die Kindheit zur Erkennung früherer ADHS-Symptomen.
- Klärung und Ausschluss eventuell psychisch vorhandener Erkrankungen.
- Körperliche Untersuchung bzgl. organischer Ursachen.
- Ergänzende testpsychologische Diagnostik fall nötig.
Bekannte diagnostische Instrumente sind beispielsweise:
- ADHS-Selbstbeurteilungsbogen (ADHS-SB)
- Wender-Reimherr-Interview (WRI)
- Conners-Skalen für Erwachsene (CAARS)
- Wender-Utah-Rating-Scale (WURS-k) zur retrospektiven Erfassung
Wichtig: Entscheidend für die Diagnose ist, dass die Kernsymptome bereits vor dem 12. Lebensjahr bestanden und zu Beeinträchtigungen in mehreren Lebensbereichen führen.
Wie lässt sich ADHS bei Erwachsenen behandeln?
Die Behandlung von ADHS im Erwachsenenalter erfolgt in der Regel multimodal, das heißt es werden verschiedene Therapieansätze kombiniert:
Die nachfolgenden Behandlungsmöglichkeiten werden oft kombiniert, um ADHS im Erwachsenenalter zu therapieren:
- Mittels Psychoedukation werden Selbstmanagement-Strategien vermittelt und über ADHS informiert.
— - Die kognitive Verhaltenstherapie dient zur Verbesserung der Selbstorganisation und Impulskontrolle.
— - Ergänzende Medikamentöse Behandlungen, wie z.B. Methylphenidat oder Atomoexetin können zur Verbesserung führen.
— - Zur Unterstützung und Aufbau bei der Alltagsstruktur kann Coaching helfen. Auch bei der Erreichung der persönlichen Ziele.
— - Weitere Techniken, wie z.B. zur Entspannung, Sport oder eine Ernährungsumstellung können zudem förderlich sein.
Welche Behandlungsansätze zum Einsatz kommen, hängt von individuellen Symptomen und der Präferenz der jeweiligen Person ab.
Wichtig: Eine medikamentöse Therapie sollte immer mit psychotherapeutischen Maßnahmen kombiniert werden.
Welche Tipps für den Alltag mit ADHS gibt es außerhalb von Therapien und Medikamenten?
Mit ADHS kann man mit folgenden Tipps im Alltag besser leben:
- Feste Routinen und Strukturen im Tagesablauf.
- Weniger aus dem Kopf und spontan agierend, mehr planen mit Kalender und To-Do-Listen.
- Reduktion von potenziellen Ablenkungen zu Hause oder auf der Arbeit.
- Mit der Salami-Taktik, große Aufgaben, in kleine Schritte aufteilen.
- Pausen und Bewegung.
- Achtsamkeit üben und Entspannungstechniken praktizieren.
- Information des Umfelds hinsichtlich ADHS als zu lösende und dauerhafte Aufgabe.
- Nutzen der vielen Unterstützungsangebote über Initiativen, Verbände in verschiedenen Formaten, von Selbsthilfe-Gruppen bis hin zu Coaching.
FAQ für ADHS im Erwachsenenalter
Kann ADHS im Erwachsenenalter neu auftreten?
ADHS fängt immer bei Kindern an, auch wenn Ärzte es oft erst diagnostizieren, wenn die Betroffenen erwachsen sind. Es kommt nicht vor, als erwachsene Person ADHS neu zu entwickeln. Mit steigendem Alter schieben sich die Anzeichen stärker in den Vordergrund.
Welche Vorteile kann ADHS haben?
Erwachsene mit ADHS sprechen oft über positive Seiten. Sie sprühen vor neuen Ideen, stecken andere mit ihrer Begeisterung an und reagieren schnell, wenn eine Krise eintritt. Finden sie ein Thema spannend, vertiefen sich manche extrem darin und zeigen dann einen sogenannten „Hyperfokus“.
Wie unterscheidet sich ADHS bei Frauen und Männern?
ADHS bei Frauen bemerken Fachleute oft später, weil die Anzeichen weniger ins Auge stechen. Frauen zeigen häufiger den Typ mit vorwiegender Unaufmerksamkeit, während Männer stärker Hyperaktivität sowie Impulsivität zeigen.
Fazit
ADHS bei Erwachsenen bildet eine ernste Erkrankung, die ohne Behandlung zu spürbaren Einschränkungen führt. Eine frühe Diagnose und eine spezifische Behandlung verbessern das Leben der Betroffenen merklich. Mit dem passenden Behandlungskonzept sowie Strategien zur Selbsthilfe bewältigt man ADHS gut. Eine professionelle Untersuchung bildet den ersten Schritt, um besser mit den Symptomen umzugehen.
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